Brauchtum und Tradition: Der Adventskranz

Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit wird bei uns am Moosbachhof in unserer heimeligen Stube ein Adventskranz vorbereitet.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als Kind- voller Vorfreude und Ungeduld- auf das Weihnachtsfest gewartet habe. Mit großen Augen haben meine Schwester und ich die Flammen der Kerzen bewundert, während wir den Geschichten, die uns unsere Oma, oder unsere Eltern vorgelesen haben lauschten. Nach den Geschichten sangen wir meist ein Lied und haben gemeinsam gebetet.

Eine dieser Geschichten war folgende- auch heute noch hat sie eine ganz unbeschreibliche Wirkung auf mich und berührt mich im Innersten:

Vier Kerzen brannten am Adventskranz. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte und sagte: “Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden. “ Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagte: “Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.” Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.
Leise und traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort. “Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen. “ Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: “Aber, aber, Ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!” Und fast fing es an zu weinen. Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: “Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße Hoffnung.” Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und zündete die anderen Lichter wieder an.
Nun ja- heute dient der Adventskranz bei den meisten Familien wohl ausschließlich als Dekoration, als typisches Symbol für die Adventszeit. Doch woher kommt dieser Brauch einen aus Tannenzweigen gebundenen Kranz mit vier Kerzen aufzustellen?
Wer glaubt, dass es sich hierbei um einen uralten Brauch handelt, irrt, denn der erste Adventskranz wurde 1839 von einem Theologen namens Johann Hinrich Wichern erfunden. Der Theologe leitete ein Waisenhaus und wollte seinen Schützlingen verbildlichen, wie lange es noch bis zum Weihnachtsfest dauert. Der erste Adventskranz war ein großes, hölzernes Wagenrad auf dem 24 kleine Kerzen und 4 große Kerzen befestigt waren, jeden Tag wurde eine der kleinen Kerzen angezündet und an den Sonntagen eine große. Somit war der erste Adventskranz eigentlich auch ein Adventskalender, wie wir ihn heute in den unterschiedlichsten Varianten kennen. Die Idee des Adventkranzes verbreitete sich schnell, doch hatte nicht jede Familie ein Wohnzimmer, in dem ein großes Wagenrad Platz gefunden hätte, so wurde der Adventskranz verkleinert und nur mehr mit vier Kerzen geschmückt. Und an jedem Adventssonntag wird eine weitere Kerze angezündet und je heller es um den Adventskranz herum wird umso näher rückt das Weihnachtsfest.